06/02/2025 0 Kommentare
Körperliebe
Körperliebe
# Andacht to go

Körperliebe
„Das Schwein hat einen runden Bauch. Ich auch!
Der Storch hat schöne Beine. Ich auch! Das hier sind meine.
Gute Ohren hat der Luchs. Ich auch! Ich höre jeden Mucks.
Das Pferd hat einen dicken Po. Ich auch! Rate mal, wo?“
Diese Worte aus einem Bilderbuch kann ich mittlerweile auswendig. Praktisch gereimt bleiben sie im Kopf hängen. Und meine Tochter, die freut sich wie wild, wenn wir das Bilderbuch angucken und zeigt stolz auf ihren Bauch, ihre Beine usw. Insgesamt ist der eigene Körper gerade sehr interessant. Die Zehen werden bewundert und nacheinander auf alle Körperteile gezeigt, damit ich sie benenne. Beim Selbstsprechen sind wir noch nicht bis auf „nana“ – was mit viel Fantasie als Nase verstanden werden kann.
Ich habe mich gefragt, wann das aufhört - die Begeisterung für den eigenen Körper. Ehrlicherweise bin ich weniger begeistert von meinem runden Bauch und auch der Vergleich mit einem Schwein, wie im Bilderbuch, hilft mir da wenig weiter. Ganz zu schweigen von anderen Körperteilen.
In den sozialen Medien werden mir Körper gezeigt, die nun noch einem besonderen Training und einer Ernährungsumstellung dem perfekten Bild entsprechen. Da mache ich nicht mit, aber ganz frei bin ich von diesem kritischen Blick auf mich selbst auch nicht. Und ich glaube, da bin ich nicht allein. Weniger Falten, strafferer Bauch, vollere Lippen, dickeres Haar, … die Liste ist lang, Hauptsache anders.
Ab wann hört es auf, dass wir uns mit einem so liebevollen Blick anschauen, wie meine Tochter es tut? Sie wacht morgens auf und freut sich erst einmal über ihre Hände. Mit ganz so viel Euphorie muss es ja nicht sein, aber ein gutmütiges innerliches Zunicken, das wäre ja schonmal was. Denn wie viel haben wir mit diesem Körper schon erlebt. Klar, so manches Körperteil ärgert, besonders im Alter. Der Rücken oder die Beine machen vielleicht nicht mehr so mit wie früher, das Greifen fällt schwerer. Andere Beeinträchtigungen begleiten uns schon seit der Geburt.
Und doch ist es genau dieser Körper, der uns zu dem macht, die wir sind.
Mit alldem, was man sieht und nicht sieht. „Du bist ein Gedanke Gottes –ein genialer noch dazu. Du bist du“ – heißt es in einem Kinderlied. Ich möchte die Morgenroutine meiner Tochter verinnerlichen und zu meiner machen. Mich im Spiegel anschauen und beten:
„Oh Gott, hilf mir, die Wahrheit über mich selbst zu glauben, egal, wie schön sie ist“ (Macrina Wiederkehr).
Ihre Pfarrerin Charlotte Behr
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