08/08/2024 0 Kommentare
Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt
Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt
# Andacht to go

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt
Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt
des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud. (Eg 501,1)
Hier können Sie eine Aufnahme aus unserem Musikerteam auf youtube hören.
Dieses alte Lied steht in unserem Gesangbuch unter der Nummer 501. Martin Behm hat es vor mehr als 400 Jahren gedichtet. Er war Lehrer und später auch Pfarrer in seiner Heimatstadt Laubau in der Oberlausitz. Die Melodie von Johann Steuerlein ist sogar noch älter.
Irgendwie kamen mir bei einem der wirklich seltenen Sonnentage die Verse vor einiger Zeit in den Sinn und ich begann sie zu singen. Meine Nichte – Studentin der Kunstgeschichte – hörte mich und verdrehte unverhohlen die Augen. Ein Text und eine Melodie aus einer anderen Zeit und aus einer anderen Welt.
Ich für meinen Teil musste über die Reaktion meiner Nichte schmunzeln. Wer Kunstgeschichte studiert, muss doch ein Gespür dafür haben, dass sich Musik und Lyrik im Laufe der Zeit verändern können und dennoch immer noch Bestand und Wert haben.
Darüber kamen wir ins Gespräch und landeten schnell bei der menschlichen Sehnsucht nach Verlässlichkeit, nach Wärme und Licht. Wir waren uns einig, dass es heute andere Formen gibt, dies zum Ausdruck zu bringen. Aber der menschliche Wunsch ist über die Jahrhunderte der gleiche geblieben.
Martin Behm hat in seinen Texten die Erfahrung aus seinem Umfeld, seiner Lebenswelt verarbeitet. Und bis heute lassen sich Menschen von der Melodie und dem Text ansprechen und auf eine jeweils eigene Reise mitnehmen.
Für mich ist nicht nur der Wunsch nach Verlässlichkeit und Wärme in diesem Lied vertraut. Für mich ist es auch ein Hinweis, dass der, an den diese Zeilen gehen unser Verlässlicher Ansprechpartner ist und bleibt. Über die Zeiten hinweg.
Unsere Angst wird größer. Vielleicht ist der Mai irgendwann nicht mehr der Mai, den wir kennen und lieben. Der Klimawandel lehrt uns mehr denn je das Fürchten.
Aus den alten Zeilen höre ich für mich neben der Freude und der Dankbarkeit aber auch den Wunsch und die Bitte nach Schutz, Vertrauen und Gottes Begleitung durch die Zeit. Egal, wie sich die Welt verändert.
Aber ich bekomme auch die Erkenntnis und spüre einen Auftrag, dass ich alles daransetzen muss, dass die Schönheit, wie sie uns hier beschrieben wird, erhalten bleibt und auch in Zukunft erlebbar bleibt. Das mag unangenehme Einschnitte mit sich bringen. Aber die Verse lehren mich, dass es sich lohnt.
Nach unserem Gespräch schien meine Nichte eine andere Sicht auf dieses alte Gesangbuchlied zu haben. Sie würde es sicher nicht singen. Aber Sie kann sich dem Text und der Hoffnung anschließen.
Vielleicht lesen Sie diese vier Verse noch einmal bewusst in Ihrem Gesangbuch. Auch wenn der Mai schon ein paar Tage hinter uns liegt. Und vielleicht lassen Sie sich dann auch auf Ihre eigene „Mai-Reise durch Ihr Leben“ mitnehmen. Oder Sie singen es einmal miteinander in der Familie, in einer Gruppe oder im Gottesdienst. Auch wenn der Mai schon ein paar Tage hinter uns liegt. Die Aussage ist – wie wir nun ja wissen – unabhängig von der Zeit.
Ihr Diakon Christian Busch
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